Das Geheimnis im Gin Sul.

Ein alter Klassiker, ein Renault R4, mit dem markanten blauen Gin Sul-Zeichen steht vor der Tür der ehemaligen Tischlerei. Hier wird Kundenkontakt groß geschrieben und deshalb persönlich ausgefahren. Im Inneren wartet John Mecklenburg auf Gino. Er unterstützt den Geschäftsführer und Destillateur Stephan Garbe im Vertrieb. Zum Team gehören außerdem Paul als frisch ausgelernter Destillateur (bester Abschluss Deutschlands in seinem Jahrgang) sowie eine Assistentin, die auch portugiesisch spricht. Das ist wichtig, herrscht doch ein reger Kontakt nach Portugal. 

Dort, an der Südwestküste Costa Vicentina, wachsen die Lackzistrosen noch wild, werden auf den Steilklippen von Hand gepflückt. Die Blätter machen den besonderen Geschmack im Gin Sul aus. Eine Bio-Zertifizierung ist somit nicht möglich. Die Zitronen wachsen auf eigenen Bäumen an der Algarve. Urlaubsatmosphäre hautnah im Gin Sul oder wie der Portugiese es „Saudage“ nennt – die Sehnsucht nach dem Süden spüren, traurig und schön zugleich. Noch zwölf weitere Botanicals finden ihren Weg in den citrusreichen Gin Sul, darunter auch extra angedrückte Bio-Wacholderbeeren, Koriander, Rosmarin, Piment, Lavendel, Zimt und Rosenblätter.

Ein südländischer Traum verwirklicht im Norden Deutschlands. 

Gino hat es sich zwischenzeitlich am Tresen inmitten der Destille gemütlich gemacht. Die glänzende Brennblase ist hier gelungen in Szene gesetzt. Mediterrane Kacheln geben dem Ganzen das besondere Flair. Aufgereihte Gin Sul-Flaschen unterstreichen das Gesamtbild eines gelungenen Marketingkonzepts, die Liebe zum Detail. 

Im Januar 2014 hat Stephan Garbe seinen Traum, geboren an der Atlantikküste, nach zweieinhalb Jahren des Experimentierens verwirklicht und sich hier in Hamburg seine eigene Gin-Manufaktur geschaffen. Wie er selbst sagt, will er den Süden nach Deutschland bringen – diese Worte klingen nicht nur wie eine Liebeserklärung an Portugal, sie sind es tatsächlich. Wenn es ihm zeitlich möglich ist, verbringt er dort seine Zeit, hilft selbst bei der Zistrosenernte mit und genießt seinen Gin & Tonic mit Blick aufs Meer.

Zwischen Hamburg und Lissabon.

Zurück aber wieder nach Deutschland, Hamburg… In der 100l-Brennblase erfolgt die Perkulation, eine schonende Destillation bei knapp 80 Grad. Melassealkohol aus der Zuckerrübe dient als Grundsubstanz. Das Mazerat wird mit verschiedenen Botanicals angesetzt und das Besondere hier: der Geistkorb kommt für Rosenblätter, Zitronen und Rosmarin zum Einsatz. D. h. die Alkoholdämpfe steigen über diesen Korb auf zur Verstärkereinheit und tragen somit die feinen Aromen mit. Das Feindestillat wird mit Wasser aus der Lüneburger Heide auf Trinkstärke von 43 % vol. reduziert. Der Gin wird noch von Hand in die Tonflaschen abgefüllt und erhält seinen Korken, hergestellt in Portugal. Die abgebildeten Schiffe auf der Flasche stellen übrigens Seetaxen, sog. Typschiffe dar. Früher im Einsatz im Hamburger Hafen fahren sie nun immer noch bei Lissabon.

Der Genuss. 

Endlich findet nun der Gin Sul seinen Weg als Gin & Tonic in ein Copa-Glas, begleitet von Orangentwist und Thymian, und Gino träumt, denn die Saudage hat auch ihn ergriffen, eine unbekannte Sehnsucht…