Der Monkey 47 Gin bekommt Flügel.

Der Monkey 47 Gin ist einer der ersten Stunde. Zumindest, was die Herstellung von Gin in Deutschland betrifft. Und sicherlich ist der Monkey 47 Gin der bekannteste unter weit über 200 deutschen Gins. Aus deutschen Bars nicht mehr weg zu denken, ist der Affe unser Gin-Exportschlager No. 1, verbringt viele Stunden in der Luft oder auf dem Wasser. Kein Wunder, liebt die Welt doch „made in Germany“ (Studie vom März 2017). Und so heißt es, vom Schwarzwald ab in die große, weite Welt. Wie uns Alexander Stein, ehemaliger Nokiamanager und der Macher des Monkey 47 Gins, auf dem Barconvent in Berlin erzählte, steckt enorm viel Arbeit und noch mehr Flugstunden dahinter, das eigene Produkt weltweit zu präsentieren. Einer der Gründe, weshalb ihm seit letztem Jahr der Branchenriese Pernod Ricard unter die Arme greift, vertrieblich und sicherlich auch finanziell. Mit unglaublichem Erfolg! Waren es 2013 noch 150 000 Flaschen Gin, so hüllt man sich nun in Schweigen. Der Hype um den Schwarzwald Gin scheint ungebremst. Auch wenn viele Angst hatten, dass durch die Beteiligung eines so Großen die Qualität des Monkey 47 Gins leide.

Alles beim Alten oder doch ganz neu?

Die Geheimrezeptur ist immer noch dieselbe. Destilliert wird weiterhin in der eigenen Destille, wenn auch nun in Loßburg. Die Zutaten wie Preiselbeeren und viele der Kräuter kommen, wie gehabt, zu einem Drittel aus dem Schwarzwald. Insgesamt 47 Botanicals bei 47 % vol. stecken im Monkey 47. Die wahnsinnige Aromenkomplexität aber auch die raffinierte Geschichte um das liebliche Äffchen treffen den Geschmack der Zeit. So fühlt man sich dank alter Apothekerflasche durchaus zurückversetzt in eine andere Zeit. Als der englische Pilot Montgomery aus Liebe in den Schwarzwald zog und die Ginrezeptur in seinem Gasthaus „Zum wilden Affen“ erschuf. Namenspatron hierfür war übrigens Max. Für diesen Affen hatte Montgomery zuvor eine Patenschaft im Berliner Zoo übernommen. Lange ist`s her. Und auch beim Monkey 47 Gin hat sich einiges geändert. Nicht nur der Umzug in eine neue Destille. Auch das: Der Meister seines Faches, Christoph Keller, hat sich aus dem Gin-Business zurückgezogen. Steht, wenn überhaupt, nur noch beratend zur Seite. Als er vor Jahren mit seiner Familie die Stählemühle kaufte, suchte er eigentlich nur Entschleunigung vom Leben als erfolgreicher Kunstbuchverleger. Dass ein Brennrecht auf der Mühle lag, war eher Zufall, dass Keller ein begnadetes Händchen für Spirituosen hat, wohl Bestimmung. Als der Monkey 47 Gin 2008 in die Stählemühle einzog, war es vorbei mit der ersehnten Ruhe. Ähnlich einem Anwesen in den Hollywood Hills wurde die Stählemühle von Affenliebhabern belagert. Und so entschließt sich Christoph Keller zu einem mutigen aber nachvollziehbaren Schritt. Um seinen Traum vom geruhsameren Leben erneut zu versuchen, zieht er sich nun nach und nach aus dem Spirituosengeschäft zurück. An dieser Stelle verneigen wir uns vor Christoph Keller, der die Geschichte des deutschen Gins so entscheidend mitgeprägt hat.

Keine trügerische Idylle

Die Destille des Monkey 47 Gins wurde bereits im letzten Jahr von der Stählemühle nach Loßburg verlagert. Medien berichten von einer neuen Pilgerstätte und der Gin-Kathedrale schlechthin. Fragt man Einheimische nach dem Weg, so weisen sie Richtung Ginfabrik. Glaubt man den Fotos, so liegt der renovierte Schaberhof, die neue Heimat des Monkey 47, allerdings ganz idyllisch eingebettet in der Unberührtheit des Schwarzwaldes. Irgendwie widersprüchlich, finden wir. Und da wir gerne wissen, woher die Gins aus unserem Sortiment stammen, machen wir uns spontan mit Gino auf zu einer Reise in den nördlichen Schwarzwald. Die Sonne scheint. Die Straßen sind frei. Herrlich. Und dann? Dann versagt tatsächlich unser Navi. In Loßburg also Fenster runterlassen und wie früher, einfach nach dem Weg fragen. Doch so einfach ist es dann doch nicht. Ganze fünfmal hoffen wir auf Einheimische, die uns den Weg zum Schaberhof verraten. Aufgeben gilt nicht. 24 Höfe haben wir zur Auswahl. Und endlich sind wir da. Lediglich die gusseisernen Tore mit dem Äffchen verraten uns auf den ersten Blick, dass wir richtig sind. Auf den zweiten entdecken wir dann schon mehr. Am Rande eines kleinen Dorfes zwischen Pferdestall und Wildschweingehege liegt sie: die berüchtigte Gin-Kathedrale. Das Gehöft wurde aufwändig renoviert. Im kleinen Garten, durch den sicherlich bald wieder Wasser plätschert, entdecken wir neben den Bienenstöcken sogar den Imkermeister. Der Monkey Distiller`s Cut 2016 lässt grüßen. Nur das emsige Summen „stört“ hier die Ruhe. Das mag aber auch daran liegen, dass wir unangekündigt und dann auch noch am Wochenende hier sind.

Max bekommt Verstärkung.

Das Herzstück des Schaberhofes ist das moderne, neu errichtete Gebäude. Hier verstecken sich die 150 Liter großen Brennblasen, die sich King Louie, Cheetah, Miss Baker und Herr Nilsson nennen. Verstecken ist allerdings nicht der richtige Ausdruck. Die große Fensterfront gewährt freien Einblick, wenn auch von der Ferne. Hier glänzt und funkelt es. Die Steingutfässer, in denen der Monkey 47 ruhen darf, erscheinen dagegen klein, obwohl doch wuchtig. Die hohe Nachfrage muss ja irgendwie gestillt werden. Wie viele Lastwagen hier unter der Woche an- und abfahren, ob und wieviel jeden Tag destilliert wird, vermögen wir nicht einzuschätzen. Unsere Befürchtung, dass der Monkey 47 mittlerweile ein schnelles Industrieprodukt ist, können wir nach unserem ersten Eindruck nicht bestätigen. Glück gehabt, denn trotz Pernod Ricard, gestiegener Brennkapazität und dem Ausstieg von Christoph Keller schmeckt uns der Monkey 47 Gin nach wie vor einfach unsäglich gut. Gerne berichten wir mehr, wenn wir wieder live vor Ort sind. Wir warten nur noch auf die Einladung von Alexander Stein.

Darauf nun einen Monkey 47 Gin and Tonic,

Dein Gino